Der Falke 3/2016

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Schwerpunkte
  • Schreiadler und Windkraft
  • Illegaler Singvogelhandel: Stieglitze
  • Projekt: Erfassung häufiger Brutvögel

Schreiadler (Foto: T. Krumenacker)

Schreiadler (Foto: T. Krumenacker)

Thomas Krumenacker, Hinrich Matthes, Carsten Rohde:
Schreiadler in Deutschland: Vom Allerweltsvogel zum Opfer der Energiewende?

Vor weniger als 200 Jahren war der Schreiadler ein Allerweltsvogel in weiten Teilen Norddeutschlands, und selbst bis Bayern gab es Brutvorkommen. In einigen Regionen wurde er sogar als der häufigste Greifvogel beschrieben, gleichauf mit dem Mäusebussard. Diese Zeiten sind lange vorbei, mittlerweile kämpft Deutschlands am stärksten gefährdeter Adler hierzulande ums nackte Überleben. Nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein erlosch vor einigen Jahren auch das Restvorkommen in Sachsen-Anhalt. Die gegenwärtig noch annähernd 110 Paare in Deutschland sind der klägliche Rest einer einst ansehnlichen Population am westlichen Rand ihrer Verbreitung. Das hierzulande besiedelte Gebiet ist heute zusammengeschrumpft auf eine Fläche von nur noch rund 12000 km2, verteilt auf die nordöstlichen Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Und der Abwärtstrend setzt sich langsam aber stetig fort. Der Erhaltungszustand des Schreiadlers wird als schlecht eingestuft. Die anspruchsvolle Vogelart gerät durch die beständig fortschreitende Intensivnutzung der letzten naturnahen Flächen immer weiter unter Druck.

Thomas Krumenacker:
Wie Windkraftplaner die letzten Tabus umgehen wollen: Skandale im Sperrbezirk

Der Kampf um die knapper werdenden Flächen für den weiteren Ausbau der Windkraft führt zu einem immer stärkeren Druck selbst auf die Mindeststandards des Artenschutzes. Denn der von den Stromkunden stark subventionierte Windstrom verspricht weiterhin hohe Gewinne. Und so werden von Investoren immer noch Windräder in Gebieten geplant, die nach geltenden Bestimmungen eigentlich nicht genehmigungsfähig sind. Ermutigt werden sie dadurch, dass der Artenschutz auf der politischen Ebene der Ausweisung von Windeignungsgebieten nicht ausreichend berücksichtigt wird. So werden die Weichen oft schon früh in eine Richtung gestellt, an deren Ende die Konfrontation steht und die für Naturschutz wie Investoren gleichermaßen unerfreuliche Alternative: Der Biodiversitätsschutz bleibt auf der Strecke oder er muss über langwierige und teure Prozesse durchgesetzt werden. Auch der intransparente Umgang und die weitreichenden Freiheiten der Windplaner bei den für Genehmigungen mitentscheidenden avifaunistischen Gutachten führt oft zu Problemen, die frühzeitig vermieden werden könnten. Zwei Beispiele aus Mecklenburg-Vorpommern.

Im Gespräch mit Ugis Bergmanis:
Schreiadler-Hochburg Lettland: „Intensivierung der Landwirtschaft bringt Adler unter Druck“

Im Gespräch mit Alexander Mischenko:
Russischer Experte zum Schreiadler: „Maximal 2000 Paare Schreiadler in Russland“


Beschlagnahmter Stieglitz (Foto: Komitee gegen den Vogelmord)

Beschlagnahmter Stieglitz (Foto: Komitee gegen den Vogelmord)

Axel Hirschfeld:
Illegaler Handel mit Singvögeln in Deutschland: Stieglitze zu Schleuderpreisen – eine Fallstudie

Gäbe es die Wahl zum „Superstar“ unter den Vögeln, hätte der Stieglitz gute Chancen, denn er sieht nicht nur hübsch aus, sondern kann auch besonders schön singen. Der deutsche Vogelkenner und Autor Georg Horst schrieb schon 1669, dass Stieglitze „mehr mit der Stimm als in der Schüssel den Menschen erfreuen. Daher werden sie in den Häusern in den Kefichen wegen deß Gesangs viel Jahr erhalten…“. Genau wegen dieser Eigenschaften sind Stieglitze bis heute im Mittelmeerraum und in der arabischen Welt als sogenannte „Stubenvögel“ sehr beliebt. Haltung und Fang der Distelfinken haben dort eine lange Tradition, die bis heute jedes Jahr Tausende Vögel die Freiheit kostet. Dass aber auch in Deutschland bis heute Stieglitze in nennenswertem Umfang gefangen und verkauft werden, war bisher weitgehend unbekannt. Das Komitee gegen den Vogelmord hat mehrere Monate lang intensiv zu diesem Thema recherchiert und ist dabei auf eine erstaunliche Vielzahl von Fällen gestoßen.


Braunkehlchen (Foto: A. Heiland)

Braunkehlchen (Foto: A. Heiland)

Johanna Karthäuser, Sven Trautmann:
Vögel beobachten für die Wissenschaft: Das Monitoring häufiger Brutvögel in Deutschland

Endlich ist es wieder soweit, die Tage werden länger, und die ersten Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Kohl- und Blaumeise erfreuen uns mit ihrem morgendlichen Gesang. Der Start der Brutsaison bedeutet für viele Vogelkundlerinnen und Vogelkundler in Deutschland jedes Jahr aufs Neue auch den Beginn der Erfassungen im Rahmen des Monitoring häufiger Brutvögel.

Weitere Inhalte
  • Madeleine Flür, Christoph Moning, Christopher König, Christian Wagner, Felix Weiß: Die Königshovener Höhe in Nordrhein-Westfalen – neuer Lebensraum für Schwarzkehlchen & Co.
  • Anita Schäffer: „Waldgeister“ und Bodenhöhlen: Hohltaube
  • Thomas Krumenacker: Vom Spion zur Friedenstaube: Gänsegeier zwischen Fronten des Nahostkonflikts
  • Im Gespräch mit Oliver Krüger: Windenergie und Mäusebussard: „Wir haben eine potenziell bestandsgefährdende Entwicklung“
  • Achim Zedler: Nistkastenkamera beim Turmfalken
  • Veronika Stegmann: Unverschlossene Schildermasten: Tödliche Falle für Vögel
  • Fotogalerie: Augenblicke
  • Jasper Wehrmann: Kaukasischer Zugtrichter: Herbstzählung des Greifvogelzugs in Batumi
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