Der Kormoran – Schutz für einen Fischräuber?
Kein Vogel verursacht so gegensätzliche Emotionen wie der Kormoran, der zum „Vogel des Jahres 2010“ gewählt wurde. Diese nicht ganz unumstrittene Entscheidung stößt vielerorts auf Unverständnis. Was ist aber dran, an dem Vorwurf gegen den Fischräuber, der durch massenhafte Vermehrung nicht nur für wirtschaftliche Schäden in Zuchtteichen verantwortlich gemacht wird, sondern auch seltene frei lebende Fischarten in ihrem Bestand gefährden soll? Dieser Sonderband der Zeitschrift „Der Falke“ bringt Fakten in die Diskussion.
Jan Kieckbusch, Wilfried Knief, Christof Herrmann:
Bestandsanstieg und seine Grenzen: Brutbestandsentwicklung des Kormorans in Deutschland
Der Kormoran gehört zu den wenigen Vogelarten in Deutschland, über deren Brutbestandsentwicklung seit vielen Jahren genaue Daten vorliegen. Einst in Mitteleuropa fast ausgerottet, sind die Bestände seit den 1980er Jahren angestiegen. In den letzten Jahren haben sich in den meisten Gebieten Mitteleuropas die Brutpaarzahlen stabilisiert. Trotzdem gibt es weiterhin heftige Diskussionen zwischen Vertretern der Fischerei und Naturschützern darüber, wie in Zukunft mit dem Kormoran umgegangen werden soll. Um die Kormoranproblematik zu verstehen, muss man die ökologischen und politischen Rahmenbedingungen kennen, die für die Bestandsentwicklung verantwortlich sind. Daher werden in diesem Beitrag neben der aktuellen Brutbestandsentwicklung in Deutschland auch kurz einige Faktoren angesprochen, die für die Entwicklung des Kormoranbestandes von Bedeutung sind.
Thomas Brandt, Hans-Heiner Bergmann:
Kormoranfeinde Seeadler, Habicht, Uhu und Waschbär: Gejagte Jäger
Er ist heute auf jedem größeren Gewässer zu Gast. Die positive Bestandsentwicklung beim Kormoran auf dem europäischen Kontinent ist nahezu ohne Beispiel. Seit der Vogel in den 1970er Jahren unter Schutz gestellt wurde, hat sich die Population erholt und große Teile des vormaligen Verbreitungsgebietes wieder besiedelt. Wachstum ohne erkennbare Grenzen? Das führt oft sogleich zur Forderung nach Abschuss, zumal bei einem schwarzen Vogel, der Fisch frisst. Ein weiter herangezogener Grund: Es fehlen natürliche Feinde, die den Kormoranbestand „regulieren“ könnten. Aber ist das tatsächlich so? Leben Kormorane bei uns in Deutschland stressfrei und ohne natürlichen Feinddruck in der Brutkolonie wie am gemeinschaftlichen Schlafplatz?
Thomas Keller:
Methoden zur Reduzierung von Kormoranproblemen an Fischgewässern: Intercafe Kormoran „Toolbox“
„Konfliktminimierung und Kormoranmanagement“ sowie „Abwehrmaßnahmen und -strategien“ sind die Themen, die eine von drei Arbeitsgruppen der interdisziplinären Initiative zur Reduzierung von Kormoran-Fischerei-Konflikten INTERCAFE besonders intensiv untersucht hat. Ihre wichtigste Veröffentlichung wird die sogenannte Kormoran „Toolbox“ sein, eine Art „Werkzeugkiste“ oder „Kochbuch“ mit Erfahrungen und Erkenntnissen zur Kormoranabwehr an Fischgewässern. Diese Veröffentlichung ist Teil einer Serie von INTERCAFE-Publikationen, die dem interessierten Leser einen Überblick über die vielfältigen Facetten der Kormoranproblematik in Europa geben soll.
Weitere Inhalte
- Hermann Stickroth: Bestimmung von Kormoranen
- Christoph Sudfeldt: Europaweite Synchronzählungen
- Ragnar Kinzelbach: Nomenklatur und Geschichte: Der Kormoran in Mitteleuropa
- Helmut M. Winkler: Die Nahrung des Kormorans
- Thomas Brandt, Frank Niederstadt: Kormorane und Vogelschutzgebiet bleiben unbeeinträchtigt: Kein Abschuss am Steinhuder Meer
- Helmut Opitz: Der Kormoran als „Vogel des Jahres“
- Jens Hering: Ein Überwinterungsplatz in der Sahara: Kormorane in der Wüste
- Stefan Stübing, Nicoletta Stübing: „Handzahme“ Fischjäger in Florida: Fische, Vögel, Menschen – kein Problem!
- Oliver Conz: Ein politisches Lehrstück: Der Kormoran in Hessen
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