Vögel im Wald
Wir allen lieben unseren Wald! Gerade für viele Deutsche ist ein Spaziergang durch den Wald gleichbedeutend mit Naturbegegnung schlechthin. Aber Wald ist nicht gleich Wald. Ein Altersklassen-Fichtenwald und ein alter Buchenwald – dazwischen liegen Welten. Selbstverständlich unterscheidet sich auch die Vogelwelt in verschiedenen Waldtypen sehr deutlich. Vogelbeobachtung ist im Wald schwieriger als in vielen anderen Lebensräumen. Man braucht viel Geduld und Zeit, aber auch schnelle Reaktion. Im Wald ist es besonders wichtig, Vögel an ihren Stimmen erkennen zu können. Das Sonderheft „Vögel im Wald“ zeigt zahlreiche Aspekte der vielfältigen Vogelwelt im Wald auf, und es verdeutlicht auch den Zusammenhang zwischen Vögeln und der Struktur des Waldes, in dem sie leben.
Klaus Richarz:
Große Verantwortung für kleine Arten: Sommergoldhähnchen und Gartenbaumläufer
In der Vergangenheit wurden Naturschutz wie Behörden häufig erst auf die nationale Verantwortung zum Schutz einzelner Arten aufmerksam, wenn Bestandsrückgänge bis hin zur Aussterbegefahr diese in den Blickpunkt rückten. Bestes Beispiel hierfür ist der Rotmilan, für den Deutschland den Bestandsweltrekord hält. Aber auch einige häufige Arten sind europa- oder sogar weltweit mit einem überwiegenden Bestandsanteil in Deutschland vertreten. Etwa die Hälfte dieser Arten ist an den Lebensraum Wald gebunden.
Martin Flade:
Wälder für die Zukunft entwickeln: Werden Zwergschnäpper und Mittelspecht überleben?
Sommergrüne Laubwälder der gemäßigten Zone sind aus globaler Sicht ein sehr seltener Ökosystemtyp. Sie beschränken sich auf eine relativ kleine Zone im Osten der USA, auf ein Band von Westeuropa bis in den Nordiran sowie auf Teile des östlichen Chinas, Ussuriens und Japans. Außer in schwer erschließbaren Gebirgsregionen sind sommergrüne Laubwälder überall sehr stark von der Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen und Überprägung durch Nadelholzforste bedroht. Dies gilt besonders für die Wälder des Tieflandes. Damit sind auch die typischen Vogelarten naturnaher Laubwälder gefährdet und einige von ihnen großflächig verschwunden. Eine naturschutzorientierte Forstwirtschaft sollte dies in Zukunft stärker berücksichtigen. Die Einrichtung eines Netzes nutzungsfreier Bestände ist ebenso erforderlich wie die großflächige Integration von Naturschutzzielen im Wirtschaftswald.
Martin Hormann:
Symbolvogel des Waldnaturschutzes: Der Schwarzstorch
Nach neueren Angaben brüten heute in Europa zwischen 5600 und 7500 Paare des Schwarzstorchs – das ist mehr als die Hälfte des sehr kleinen und verletzlichen Weltbestandes. Deutschland mit seinen waldreichen Mittelgebirgslandschaften beherbergt mit etwa 620 bis 650 Paaren einen relativ hohen Anteil der Welt- und der europäischen Population. Daraus leitet sich eine hohe Schutzverantwortung für die Art im Sinne eines nachhaltigen Waldnaturschutzes ab.
Weitere Inhalte
- Klaus Ruge: BWV Symposium in Lohr/Spessart im Mai 2011: Artenschutz im Wald
- Joachim Weiss: Mehr Alt- und Totholz im Wirtschaftswald: Schwarzspecht und Co. auf der Suche nach ihren Lebensstätten
- Martin Lauterbach: Natura 2000 – Zielarten-Konzept: Im Wald des Halsbandschnäppers
- Heiko Schumacher: Lieber licht als dicht: Ziegenmelker, Wendehals und Grauspecht
- Siegfried Klaus: Lückenbewohner im Natur- und Wirtschaftswald: Auerhuhn und Haselhuhn
- Klaus Ruge: Hilfe für Specht und Kauz: 16 Gebote im Wirtschaftswald
- Bernhard Rückert, Volker Zahner: Feigenblatt oder wirksames Instrument? Vertragsnaturschutz im Wald
- Wolfgang Scherzinger: Neue Wege in der Forstwirtschaft: Naturschutz als Waldfunktion
- Joachim Weiss: Rechtlicher Schutz von Alt- und Totholzbäumen: Die Regelungen nach Bundesnaturschutzgesetz
- Klaus Ruge: Wem gehört der Wald?
- Klaus Ruge: Vom Wandel der Waldnutzung: Lebensraum oder Produktionsfläche?
- Bundesverband Wissenschaftlicher Vogelschutz: Ausverkauf des Staatswaldes? Wenn Specht und Kleiber heimatlos werden
- Glossar: Wichtige Begriffe zum Waldnaturschutz